Tausendundeinen Gedanken zu Marokko

Was bleibt im Gedächtnis nach einer Reise und warum

Nein, ich kenne Marokko nicht nach nur zweieinhalb Monaten Reisedauer. Mein Eindruck ist ein erster, flüchtiger. Und vielleicht hätte jemand anderes diese Reise auch ganz anders wahrgenommen, andere Dinge gesehen. Auch haben wir uns nicht mit tausenderlei Andenken eingedeckt, denn wir haben materiell gesehen alles was wir für unser Unterwegsleben brauchen ja eh schon. Aber immerhin erhellt ein bunter Wollteppich seit Marokko unseren Fußboden (wir hätten noch viel besser handeln können hätten wir Bier dabei gehabt, tja).

Dazu kommen drei wunderschöne selbst gemalte Bilder mit unserem Lkw drauf, die wir unterwegs von Kindern geschenkt bekamen die uns und unseren Lkw besuchten. Und ein wundervoll glitzernder Ring mit Ziegenhaar umwickelt, den ich von einem sehr neugierigen Ziegenmädchen geschenkt bekam. Den Sprachunterricht dazu in arabisch gab es auch…..dafür trägt sie jetzt meine kleine Haarspange mit der Sonnenblume durch ihr Dorf.

Ich nehme lieber Erinnerungen und Eindrücke, Gefühle von einer Reise mit … und natürlich Bilder, wobei meist die schönsten im Kopf sind, denn die Kamera würde viele Situationen eh nicht richtig einfangen 😉


Hier versuche ich mal, meine Kopfbilder zu zeigen :

  • da sind die Frauen am Straßenrand oder auf Feldern die nicht in handgewebte , traditionelle Gewänder gekleidet sind sondern in oft grellbunte Plastikfleecedecken, da begegnet man Micky Maus, Bambi oder Leoparden …, oft sieht es auch so aus als hätten sie Bademäntel an, immer in schrillen Farben …

  • es gibt die unterschiedlichsten Orte, von der breiten und raus geputzten Strandpromenade mit modernen Laternen alle drei Meter, dann wieder Orte die in Staub und Matschstraßen versinken, ohne Strom.

  • es gibt wirklich in jedem Winkel, wirkt er auf den ersten Blick auch recht unbewohnt, eine Unmenge Kinder und genauso oft sieht man bunte Schulen, selbst im kleinsten Ort, und überall findet das Leben draußen statt…

  • unser erster Hammambesuch in Marokko hatte mit der westlichen Vorstellung von 1001 Nacht recht wenig gemein. Die Kacheln waren alt und verwittert, die Toilette eben das typische offene Loch im Boden und die Bänke an der Seite waren mehr als nur altersschwach, der Betreiber war sehr bemüht um uns und wir durften sogar zusammen als Mann und Frau die eine Seite alleine für uns nutzen (nachdem die Frage nach der Zusammengehörigkeit geklärt war 😉 ), das Wasser kam wunderbar heiß aus den knarrenden rostigen Rohren geschossen!

  • der uralte Ziegenhirte , der extra einen kilometerlangen Umweg machte, um uns zu begrüssen und der sich total freute als er hörte das wir immer im Lkw leben.

  • der Geschmack des Kaffees mit Kardamom, den uns ein recht reich wirkender Araber in seinem traditionellen Gewand im Jeep vorbei brachte, um sich mit uns zu unterhalten (und er erzählte auch noch das er Hunde eigentlich erschießen würde, aber meine Lili wollte er gerne kaufen, klar hab ich Lili nicht verkauft und ihm erklärt was ich vom erschießen halte…)

  • dieses frische Obst und Gemüse überall, am liebsten haben wir immer bei den Alten gekauft, die nur ein oder zwei Sachen im Angebot hatten. Das kommt dann garantiert vom eigenen Feld.

  • als wir einmal an einem Feld Mittagspause machten und mich die Frauen auf dem Feld heran riefen. Sie ernteten gerade frische Erbsenschoten und ich solle doch auch kommen und ernten. So saß ich dann zusammen mit einer marokkanischen Frau und ihrem kleinen Sohn im Feld und pflückte Schoten, zum ersten Mal in meinem Leben. Am Ende schenkte sie mir noch ganz schaumigfrische Butter und Sauermilch von ihrer Kuh die mit uns am Rande des Feldes stand und graste.

Und das sind nur einige meiner kleinen Erinnerungen an dieses Land, in dem mich Menschen und Natur sehr berührt haben.

Wie hat neulich ein Reisereporter in einer Reportage von 1979 so schön gesagt : Müssen wir auf einer Reise denn immer unbedingt die mit möglichst vielen Sternen ausgezeichneten Sehenswürdigkeiten uns anschauen? Oder kann man nicht viel lieber mal einem Baum zuschauen, oder auch einfach mal nur so vor sich hin - schauen …!?!