Die Entdeckung der Langsamkeit auf der Insel Cres

Stein auf Stein Jahrtausende alt

Kroatien - Istrien - Insel Cres

Diese Insel in der kroatischen Adria kannte ich bisher nur aus kurzen Sommerbesuchen mit dem Ausflugsboot von Istrien aus. Bunt war es, laut und voller Touristen und das Meer türkis und warm, gerade richtig zum baden.

Nun sind wir also im Winter hier, der Himmel blau und klar und der Wind oft eisig. Außer ein paar rastalooktragenden Schafen begegnen wir auf unseren ersten Wanderungen hier im Wald von Tramontana im Norden der Insel niemandem. Die Dörfer, die oft nur zu Fuss zu erreichen sind, stehen schon lange leer. In den anderen abgelegenen Dörfern wohnen zwischen 4 und 20 Menschen, sehen tun wir aber auch dort eigentlich niemanden. Es ist Pause, keine Saison, aber hier im Norden kann ich mir auch im Sommer keine Menschenmassen vorstellen. Zu wenig was der Tourist so mag, kaum gut erreichbare Strände, keine Lädchen mit buntem Firlefanz made in wahrscheinlich China. Nur einmal sehen wir in Beli, dem Ort der Gänsegeier, eine kleine, jetzt stillstehende Bummelbahn… so können die Leute im Sommer wohl bequem Natur (Geierstation) mit Strand verbinden.


So wandern wir auf uralten Verbindungspfaden von Dorf zu Dorf (Ruine) …diese Mauern und Steine sind hier im Laufe von vielen Jahrzehnten zu Mauern aufgeschichtet worden, Stein für Stein, Generation für Generation. Ich stehe ehrfürchtig vor jeder Mauer, jedem Feld und denke wie hart war wohl damals das Leben…aber vielleicht ja auch viel reicher…

Jetzt zerfallen die Mauern langsam, niemand sammelt mehr die Steine mit der Hand zusammen um ein kleines Feld anzulegen. Die Dörfer sind oft kaum noch als solche zu erkennen, zu unbequem ist hier das Leben für den Menschen. Aber die Schafe haben sich das Land bewahrt, streifen im Winter frei umher, haben vor einigen Tagen ihre ersten kleinen, noch ganz staksigen Lämmer bekommen.
Über ihnen kreisen die Gänsegeier, wieder erfolgreich angesiedelt um das Land “zu putzen” wo heute kein Hirte mehr herumläuft. Gelegentlich lässt sich auch ein Schlangenadler blicken. Und der undurchdringliche Wald ist voller dunkler Rehe, fast schwarz sind sie hier und kompakt wie wilde Ziegen.

Wer also gerne wandert mit Blick auf Meer und Steine, der ist hier genau richtig.