2015-08 S Dalarna - Tandadalen - Hundfjället

So ein Skigebiet im Sommer hat auch irgendwie ein bisschen Flair. Riesige Parkplätze, Hotelanlagen, Rezeptionen und endlose Skilifte hat man alle für sich allein. Dieses hier in Tandådalen Hundfjället hat etwas Besonderes. Hier habe ich vor vielen Jahren nicht nur meine ersten “Gehversuche” auf alpinen Skier vollbracht, hier haben wir auch die Kälte und Unwirtlichkeit eines schwedischen Winters, klirrend und hautnah im bestens für diese Witterungsbedingungen vorbereiteten James Cook Kastenwagen genießen dürfen.

Eine erstklassige 0,5 cm starke, vereinzelt und lieblos angepappte Isolierung und eine 0,3 mm blecherne Außenhaut sind Werte, die für sich sprechen. Fast so gut wie in einem doppelwandigen, schwedischen Hilleberg sind wir, im damals noch Mercedes-Benz - Westfalia - James Cook, den Widrigkeiten des Winters bei 20-25 Grad minus hoffnungslos ausgeliefert. Die Diesel-Luft Heizung lief die ganze Nacht. Trotzdem schaute der Hund am frühen Morgen etwas ungläubig, in seinen Napf war nur noch ein Klumpen durchgefrorenes, eisiges Wasser. Es war schon kalt, morgens knirschte und bröselte der Schnee unter den Füßen wie poröser Stahl. Aber die Luft, der knallblaue Himmel, die besten Skiverhältnisse und die an der Oberseite gerade vom Grill genommen und schon wieder halb gefroren leckeren Bratwürste entschädigten für alles, und wenn es nur ein Lacher über uns selbst war.


Heute sind 25 Grad plus, Sonne satt und ich werde die Pisten genießen. Mangels vorhandener Wanderwege bahne ich mir einen Weg selbst ins Fjäll. Der Einfachheit halber, der kürzeste Weg zwischen zwei Punkte ist eine Gerade und diese führt von meinem sonnigen Platz ausgerechnet immer entlang der WM Cup Speedski Piste gen Himmel.

Falls jemand Speedski oder amtlich Geschwindigkeitsskifahren nicht kennt, hier der Link:  https://de.wikipedia.org/wiki/Geschwindigkeitsskifahren

• Track name : Väggen
• Departure altitude : 810 m
• Arrival altitude : 609 m
• Difference in level : 201 m
• Effective length : 469 m
• Official record : 198.230 km/h

• Web Site(s) : www.salen.se/hundfjallet.asp • Event Site : www.speedskiing.se

Quelle http://www.speedski-info.com/English/Resorts.php?TrackID=8

Es ist von unten wahrhaftig kein gewaltiger Berg und der Höhenunterschied beträgt nur 201 m, aber immerhin liegt der Geschwindigkeitsrekord bei 198 km/h. Die Gesamtlänge ist auch ziemlich kurz, aber wenn man diese nur 469 m ins Verhältnis zu den 201 m Höhe setzt, es ist schon steil. Im Winter durften wir genau hier den ganzen Zirkus schon einmal bewundern.

Erst einmal geht es los und glücklicherweise will ich aufwärts und das geht bedeutend beschaulicher voran, selbst Timo kriecht hinter mir her. Er schaut ziemlich verwirrt, warum eine bunte Wiese so senkrecht vor ihm steht und auch das Bein heben gestaltet sich auf Grund der Geografie etwas ungewöhnlich. Nach dem dritten Versuch lässt er es dann, wahrscheinlich weil er sich zur Seite immer das untenstehende Bein bepieselt, und klettert weiter. Der Aufstieg ist hart und schmerzvoll, aber die Aussicht entschädigt für alles. Weiter geht es. Das gesamte Hundfjället ist vollkommen ausgetrocknet, die hellen Flechten wie ein Puzzle zusammengesetzt, tiefe Risse zwischen den Kissen sehen aus wie ein vertrockneter, gerissener Lehmboden in Afrika. Die Heide blüht in voller Farbenpracht, der Tag ist wunderschön.