2023-03 GR Kalimera Kalispera Kalinichta

Unsere geplante Überwinterung in Griechenland beginnt erst Ende Januar, da wir uns so viel Zeit in den Ländern davor gelassen haben. Das Winterwetter war dieses Mal aber auch besonders freundlich zu uns und zeigte uns den Schnee immer nur von weitem. Das hatten wir gerade im bergigen Inland von Montenegro und Albanien um diese Jahreszeit aber auch schon ganz anders erlebt. Nachdem wir uns noch einmal richtig in der Naturbadewanne in Përmet einweichen ließen, ging es über eine kleine, wenig genutzte Grenze nach Griechenland.
Aber diesmal war den Grenzern an einem Sonntagvormittag wohl ein wenig zu langweilig und so schauten sie neugierig in jede Außenkiste und die Garage vom Lkw ob wir nicht zufällig Drogen oder Waffen dabei hätten. Hatten wir aber nicht und als der griechische Zöllner, der seinen vielleicht zehnjährigen Sohn dabei hatte, unseren Ofen sah und dann noch unsere drei Hunde und die Deko in unseren Frontscheiben, da war es um ihn geschehen und er wünschte uns herzlich eine schöne Zeit in seinem Land.


Der erste Eindruck : alle paar Meter steht ein kleiner, kunstvoll gebauter Schrein am Straßenrand mit brennenden Öllampen und Ikonenbildern im kleinen Inneren. Der Grieche fährt auf dem Land meist uralte Pickups und fast immer fährt er noch langsamer als wir, das passiert uns sonst eher nicht so oft. Kleine Dörfer haben mindestens ein meist voll besetztes Café, eher drei, und kleine Supermärkte gibt es auch überall. Die Sprache ist, wie auch albanisch, schwer zu verstehen und auf Straßenschildern mal so gar nicht zu lesen, wenn man kein kyrillisch entziffern kann. Im Kreisverkehr gibt es die unterschiedlichsten Vorfahrtsregeln, also immer gut aufpassen. Die Griechen können, im Gegensatz zum Balkan, fast alle ziemlich gut englisch, da die Filme hier im Fernsehen nicht synchronisiert werden. Die Straßen sind wieder schlechter, das Fahren auf ihnen erinnert eher an eine Bootstour mit vielen plötzlichen Wellentälern. Die Griechen sind freundlich und das Land ist voller Oliven-, Maronen-, Zitronen-, Orangen-, Mandel-, Feigen-, Walnuss- und Erdbeerbäumen. Und es gibt einfach überall Berge zu sehen, im Moment sogar mit Schneemützen, für uns genau das richtige.


Wir fahren zu einem wundervoll türkisfarbenen Fluss, dem Voidomates, an dem uralte Platanen stehen und ein verzaubernder Wanderweg tief in die einsame Schlucht führt, am Wochenende nur frequentiert von etlichen Raftingbooten Und da es ja nicht sein kann, das wir einen kompletten Winter so ganz ohne mitten im Schnee zu sein verbringen, besuche ich vom schönen Örtchen Konitsa aus Freunde oben in den Bergen bei Pades, wo auf 1300 Metern dann endlich die Füße tief im Schnee versinken bei einer traumhaften Wanderung. Ein Abend am Kamin mit vielen Geschichten, immerhin haben wir uns das letzte Mal vor fünf Jahren in Spanien getroffen. Aber so ist das mit uns Reisenden, nicht der Zeitraum ist entscheidend in dem man sich sieht oder eben nicht sieht, sondern die Verbundenheit miteinander. Kurz überlegen wir unsere Route durch Griechenland spontan zu ändern und die Bergwelt hinter Pades auf kleinsten Bergstraßen zu erkunden, aber ein Blick auf die Wettervorhersage lässt uns davon Abstand nehmen, ist doch weiterer Schnee und Kälte angekündigt. Eine weise Entscheidung wie sich ein paar Tage später zeigt, denn Pades versinkt im Schnee und die kleine Bergstraße ist fast kniehoch verschwunden.


Wir haben ja tatsächlich, wenn wir in ein neues Land kommen, eher Ideen wohin es gehen könnte als genaue Routen im Kopf. So schauen wir auch diesmal in unsere Karten (OsmAnd und ein alter Atlas) und da wir mal wieder Hundefutter brauchen fahren wir über Ioannina und dann die Nr.6 entlang. Diese entpuppt sich als Hauptgewinn, schlängelt sich lange parallel des Flusses Kalamas, ist kaum befahren da es jetzt eine neue Autobahn gibt, und lässt uns in viele wilde Schluchten schauen. Schnell ist uns klar, dass wir uns das Gebiet um den Epirus noch einmal zu einer für uns besseren Jahreszeit ganz langsam und in Ruhe anschauen müssen. Gefühlt könnten wir hier alle paar Kilometer in eine neue kleine Bergstraße abbiegen und würden uns auf Jahre nicht langweilen. Nur die freilaufenden Herdenhunde machen uns bzw. unseren Hunden zu schaffen. Ihr Job ist es ja ohne Hirte auf eine Herde aufzupassen, oft Kühe oder Ziegen oder Schafe. Und wenn diese Hunde nun unsere Hunde sehen dann starten sie meist einen Angriff. Das ist wenig lustig, aber zum Glück waren wir jedesmal dicht am Auto und konnten unsere drei Felle schnell hineinschicken. Zu uns Menschen sind diese Herdenhunde meist sehr freundlich und eher scheu.


Und plötzlich im Februar kommt der Winter mit großen Schritten auch nach Griechenland. Sogar in Athen liegt soviel Schnee das dort erstmal gar nichts mehr geht. Zum Glück sind wir ja a) darauf vorbereitet, denn auch im Süden und gerade da wo es hohe Berge gibt ist es im Winter nicht nur sonnig und b) sind wir ja weit weg von Athen. Wir haben einen wunderschönen Platz wieder direkt an einem türkis leuchtendem Fluss, diesmal ist es der Archeron und an dieser Stelle bei Glyki kommen direkt aus einer steilen Felswand Quellen in den Archeron. Und man kann auch prima parallel zum Fluss mit Blick in die Berge wandern soweit man möchte. Wir haben unterwegs nur eine kleine, frühe Eidechse getroffen und waren ansonsten alleine unterwegs. Und da es hier auch ganz viele schon lange nicht mehr beerntete Oliven- und Zitronenbäume gibt ziehen wir am nächsten Tag los und ernten ungefähr 5 Kilo beste, große Oliven die wir einritzen und in Wasser legen. Wer denkt, Oliven selber einlegen sei kompliziert der kann gerne hier mal nachlesen, es ist wirklich sehr simpel und das Ergebnis so lecker.
https://blog.meine-orangerie.de/oliven-einlegen/

Unsere letzten selbsteingelegten Oliven vom Scutari See in Montenegro sind schon fast alle weggeschmaust. Aus den gesammelten Zitronen gab es Zitronenkuchen, auch hier ein Link zu der Seite einer seit langem im Wohnmobil Lebenden bei der ich mir oft selber tolle Ideen hole.
https://www.kochen-und-backen-im-wohnmobil.de/zitronenkuchen/


Und weiter ging es nach Preveza, wo wir nach einem späten Frühstück mit Meerblick das pantocrator castle erkundeten, quasi ein lost place.
https://www.lost-places.com/portfolio/pantocrator-castle/

Der Schnee bleibt uns zwar fern, wir sehen ihn aber auf fast allen Berggipfeln und von dort erreicht uns auch der eisig kalte, starke Wind. Die Temperaturen liegen bei 5 bis 8 Grad, aber gefühlt im Minusbereich. Ich bin saufroh über meine dicke Daunenjacke und die warme Mütze, alles noch Überbleibsel aus meinen früheren Skisaisons in der Schweiz, Frankreich und Österreich. Und auch wenn ich sie nur alle Jahre einmal kurz brauche werden sie weiter mit mir reisen. Denn wenn Minimalismus frieren bedeutet bin ich dagegen. 😉 So stehen wir mit der Lkw-Nase im Wind an einem einsamen Strand mit Blick auf Lefkada. Hier ist es ja sowieso immer windig, ist es doch ein sehr beliebtes Kitesurfgebiet. Bekannt ist der Strand hier auch wegen seinen großen Wasserschildkröten, aber die lassen sich jetzt leider nicht blicken. So trotzen wir gut eingepackt und eingeparkt den eisigen Winden, essen Schokoladenkuchen (der Zitronenkuchen hielt nicht lange) nach unseren Strandwanderungen und planen die weiteren Wege. Richtung Patras ist klar, aber da gibt es noch so vieles davor zu entdecken. …