2023-01 AL Ein Überfall auf der Landstraße

Jetzt hat es uns erwischt!

Ein paar Tage später reisen wir Richtung Elbasan, es sind einige Arbeiten an unserem kleinen Wohnmobil fällig.

Quer durch Tirana staut sich die kilometerlange Autoschlange, Menschen und Mofas drängeln durch die verstopften Straßen. Eine Mischung aus Zerfallenem und Moderne, Jung und Alt.

Ab Tirana fahren wir die alte, verlassene SH3 Richtung Elbasan. Die Straße schlängelt sich bis auf knapp 800m hoch und führt über einen Grad immer fast parallel zur erst vor wenigen Jahren fertiggestellten Autobahn. Am Nachmittag finden wir einen Platz in einer geschotterten Ausweichspur an einem windigen Pass.

Es ist 19.00 Uhr, stockfinster, auf der Hauptstrasse hält laut hupend ein Fahrzeug und versucht auf sich aufmerksam zu machen. Wir lassen ihn erst einmal hupen, dann schaue ich aus dem Fenster, aus einer mit Xenonlicht bestückten Limousine aus den Audi Werken ruft es auf englisch zu uns herüber, was wir hier denn machen, wie viele Personen wir seinen und stellt sich als Polizei vor und hätte gern unsere IDs inspiziert. Ich antwortete, wir währen viele und würden hier wandern. Dann rief es, ich solle mit den IDs vorstellig werden. Hmm, eine Luxuskarosse im Polizeigewand? Sehr merkwürdig, ich schloss erst einmal das Fenster und wartete, was denn so passieren würde.

Die Karosse schoss wie wild die abenteuerliche Zuwegung auf unser Heck zu und blieb erst einmal stehen und hupte weiter. Dann ein “Bitte, die Tür öffnen”. Vorsichtig öffnete ich diese und spähe um die Ecke mit voll aufgeblendeter Stirnlampe. Es stand seitwärts am Heck unseres Wagens und rief “Hands up” mit einer Waffe in der Hand, oh Schreck. Im Bruchteil einer Sekunde warf ich die Tür wieder zu und verriegelte alles. Die Hunde fingen sofort an, ein Heidenspektakel zu veranstalten. Nach ein paar Minuten hörten wir hinter dem Wagen ein paar Diskussionen, einen aufheulenden Achtzylinder, der rückwärts im zweiten Versuch die hohe Bordsteinkante überspringend auf den Asphalt schlitterte und vorwärts davon brauste. Was war denn das jetzt? Eine halbe Stunde später raste es wieder an uns vorbei Richtung Tal.

Jetzt hatten wir eine schlaflose Nacht und haben viel Zeit zum Nachdenken. Richtig professionell sind die zwei glücklicherweise nicht vorgegangen. Wahrscheinlich eher eine zufällige Begegnung mit dem Ziel ein paar dämliche Touristen, um das wenige Bargeld und die Pässe zu erleichtern. Ein gutes Gefühl will sich trotz unseres “Sieges” nicht einstellen. Was macht das Erlebte mit uns? Wenn in der nächsten Dunkelheit ein hilfsbedürftiger oder einfach nur ein grüßender Mitmensch auf uns zukommt? Reagieren wir dann immer wie bisher freundlich und freudig, oder schlagen wir ihm die Tür vor der Nase zu oder Schlimmeres?

Es ist Zeit zum Nachdenken …

alternativer text
Einsam in den Bergen

alternativer text
Route